Mann, Klaus, „Gedichte und Chansons“. Herausgegeben von Uwe Naumann und Fredric Kroll. Mit Radierungen von Inge Jastram. 4°. Halblederband oder Leinwandband. 125 Seiten mit 18 Original-Radierungen bzw. 108 Seiten mit Reproduktionen der Graphiken.


Satz in der Humanist 521 BT und typographische Gestaltung durch den Verleger. Die Kaltnadelradierungen schuf Inge Jastram, Kneese. Druck der Normalausgabe auf 170 g Spezial-Offsett Perlweiss von Geese, Reproduktionen der Graphiken und buchbinderische Verarbeitung durch die Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart. Druck der Vorzugsausgabe auf Römerturm 250 g Altmainz glatt durch die Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart. Druck der Originalgraphiken durch Ernst Lau, Neukäterhagen. Handeinbände durch Thomas Zwang, Hamburg.

Für seinen Roman „Mephisto“ ist Klaus Mann weltberühmt. Daß der Schriftsteller jedoch auch eine ganze Reihe von Gedichten schuf, ist kaum bekannt. Erstmals werden in diesem Band sämtliche lyrischen Arbeiten zusammengetragen, darunter auch zahlreiche bisher unveröffentlichte Texte aus dem Nachlaß. Die Spannbreite reicht von ersten Kindheitsgedichten des damals sechsjährigen Sohnes von Thomas Mann bis hin zu den bissigen Satiren für das Kabarett „Die Pfeffermühle“ seiner Schwester Erika, die im Exil entstanden. Den Band rundet ein autobiographisches Essay Manns aus dem Jahre 1938 ab.

Die Graphikerin Inge Jastram schuf dazu eine Folge von 18 Illustrationen, die eindrucksvoll den Zeitgeist der Weimarer Republik und des Exils wiederspiegeln.

DAS

Man wartet immer, dass DAS sich entscheidet,
Und niemand weiss eigentlich, – was.
Es ist eben das, woran die Welt leidet,
Es ist eben das; es ist immer – DAS.

Der Geschäftsmann müsste etwas bezahlen,
Aber er sagt: »Nein, ich warte noch.
Ich warte lieber bis nach den Wahlen,
I r g e n d w i e ändern muss es sich doch.«

Der Jüngling soll seinen Antrag machen,
Aber er findet es noch zu früh.
»Es schweben da noch so historische Sachen –
Ich warte noch ab – denn man weiss doch jetzt nie – «

Inzwischen ist das Kind schon geboren, –
Die historische Stunde war noch immer nicht da – .
Der Jüngling hat seine Stellung verloren
Und fühlt sich zum zweiten Male Papa.

Wozu das Kind in die Schule schicken?
Ob morgen noch gilt, was es heute dort lernt?
Ob in Jahrzehnten oder in Augenblicken,
Ob in nächster Nähe oder entfernt:

Mit einer Entscheidung muss es doch enden,
Denn DAS kann doch nicht ewig so weitergehn,
Das muss sich doch einmal erstaunlich wenden,
Das wäre noch schöner, man wird ja da sehn.

Nicht auszurechnen, was wir bis dahin versäumen –
In Erwartung der Wahlen, in Erwartung des Kriegs –
Wir rechnen und grübeln und schwätzen und träumen:
Na, wer hat nun die grösste Chance des Siegs?

Wird’s Kapitalismus, wird’s Kommunismus?
Eh ich das nächste Mal zum Zahnarzt geh’,
Muss es entschieden sein – es muss – muss!! –
Weil ich sonst einfach nicht zum Zahnarzt geh!

Wie lange foppt uns diese Dauerkrise?
Das ist ihr Wesen: sie entscheidet – : Nichts.
Siegt das Entsetzliche? Siegt nur das Miese?
Gibt sie’s am Ende doch, die Macht des Lichts?

Gewisse Dinge, die noch immer schweben –
Und keiner weiss genau ihr Wie und Was – :
Die möchte ich doch lieber nicht erleben;
Denn was wird es schon sein, das grosse DAS?



Klaus Mann, Gedichte und Chansons. Herausgegeben von Uwe Naumann und Fredric Kroll. Mit Radierungen von Inge Jastram. Großformat. Schriesheim, Edition Frank Albrecht, 1999.

Normalausgabe in 350 Exemplaren. 4°. Leinenband. 108 Seiten mit Reproduktion der Graphiken. Druck auf 170 g Spezial-Offset. – ISBN 3-926360-15-1 Euro 75,-

Vorzugsausgaben A, B und C. 4°. Handgebundene Halblederbände von Thomas Zwang, Hamburg. 128 Seiten mit 18 Original-Graphiken von Inge Jastram, gedruckt von 20 Platten durch Ernst Lau, Neukäterhagen, auf Römerturm 250 g Altmainz, glatt. – ISBN 3-926360-16-X

Vorzugsausgabe „A“ in 5 Exemplaren mit einem beigebundenen Original-Typoskript von Klaus Mann mit einem der Texte aus dem Buch. vergriffen

Vorzugsausgabe „B“ in 5 Exemplaren mit einem beigebundenen eigenhändigen Brief Klaus Manns. vergriffen

Vorzugsausgabe „C“ in 20 Exemplaren mit einer der Original-Kupferplatten von Inge Jastram auf dem Einband. vergriffen

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